Der Orgelbauer Henrich Voltmann aus dem Wallfartsort Klausen
Henrich wurde am 1. April 1830 als Sohn des Heinrich Christop Voltmann und seine Ehefrau Anna Magarete Meyer to Berenz geboren. Wo Voltmann das Orgelbauerhandwerk erlernt hatte ist unbekannt. Mit Sicherheit lernte er in Klausen über Orgelbauer Meinolph Knaup den zu dieser Zeit marktführenden Breidenfeld kennen. Knaup war 1848 "Gehülfe" bei Breidenfeld und hatte sich danach in Klausen selbständig gemacht. Voltmanns spätere Frau ist 1853 im Klausener Kirchenbuch als Patin einer Tochter von Meinolph Knaub erwähnt. Nur wenige Jahre später verstarb Knaub 1858 im Alter von 34 Jahren. Die Klausener Orgel von 1852 ist das erste große Werk von Heinrich Voltmann.
Voltmann's Werkstatt wuchs langsam. Neben Wartungs- und Reparaturarbeiten sind von 1865 bis zum Ende des Jahrhunderts ca. 20 Neubauten, bzw. große Umbauten nachweisbar. Die von Voltmann erbauten Instrumente wurden ausschließlich als ein- oder zweimanualige Schleifladenorgeln mit mechanischer Spiel- und Registertraktur gebaut. Heinrich Voltmann starb am 15. Juli 1909 in Klausen. Sein Schwiegersohn Anton Turk und dessen Sohn Heinrich Turk führten den Orgelbaubetrieb weiter.
Die Orgel in St. Josef, Brauneberg-Filzen
Es handelt sich um ein im Jahre 1884 erbautes Orgelwerk unter Wiederverwendung des alten Gehäuses und weiterer Teile der Vorgängerorgel. Die Schleiflade hat mechanische Spieltraktur und mechanische Registertraktur. In einem Inventar von 1927 wird als erbauungszeit 1720-1750 angegeben. Die frühen Bauphasen der Orgel sind nicht genau belegt, haben aber vermutlich folgendermaßen ausgesehen:
Erbaut wurde die Orgel im 18. Jahrhundert von einem unbekannten Orgelbauer. Das Instrument stand zunächst auf der unteren Nonnenempore, vermutlich ohne Pedal, und diente dort auch zur Begleitung des Nonnenchores. 1834 Versetzung auf die obere Empore, wodurch für die Gemeinde Platz auf der unteren Empore geschaffen wurde. Zwei Bälge standen unmittelbar hinter der Orgel. Hinweise auf die Treteinrichtung links neben dem Spieltisch sind noch deutlich zu erkennen.
Beim Umbau 1884 hat Voltmann ein Pedalwerk hinzugefügt. Die Balganlage wurde in einen Nebenraum hinter der Orgel verlegt. Das Gehäuse und die Manualwindlade wurden wiederverwendet. Es heißt, ein neuer Balg und neue Metallpfeifen seien eingebaut worden.
Im Jahr 1935 hat Orgelbauer Turk aus Klausen einen Motor in einem Nebenraum installiert und ein neues Register Principal in Zinnlegierung eingebaut. Vermutlich waren die Pfeifen des alten Principals für Rüstungszwecke 1917 eingezogen worden. Möglicherweise wurde um 1935 eines Salicional 8' Register eingebaut.
In einem Gutachten vom 15.12.1979 beschreibt der damalige OSV, Domorganist Oehms den desolaten Zustand der Orgel. Er empfiehlt die Reinigung und eine Generalüberholung. Dies wurde 1980 durch die Orgelbaufirma Sebald-Oehms durchgeführt. Dabei wurden auch der Motor und ein neuer Magazinbalg rechts neben das Orgelgehäuse über dem Treppenaufgang verlegt.
Der Disposition der Orgel war folgende:
Manual, C-f3 Principal |
8' |
C-F# in Holz, ab c0 im Prospekt |
Pedal, C-f0 Subbaß |
16' |
Holz |
Kollektivzügen Collection I |
|
Subbaß 16', Principal 8', Bourdon 16', Gamba 8', Salicional 8' |
Die Disposition bietet zusammen mit den Kollektivzügen vielfältige Registrierungs- und Gestaltungsmöglichkeiten.
Die Manuallade mit diatonischer C/Cs-Teilung steht hinter dem Prospekt. Im Prospekt stehen Pfeifen des Principal 8' ab 4'-Länge. Diese sind mit Bleikondukten abgeführt. Das Pedalwerk steht auf Bodenniveau außerhalb des Gehäuses in einer Mauernische. Dazwischen ist ein oberer Laufboden angebracht. Vermutlich vom Turk-Umbau 1935 stammt der kleine Zustatzstock an der seitlichen Gehäusewand, auf dem fünf Pfeifen des Registers Octav 4' von der Lade abgeführt sind. Diese zusätzliche Pfeifenstock war wegen des Einbaus von Salicional 8' notwendig geworden. Unter dem Laufboden ragt der Magazinbalg 1980 in das Untergehäuse hinein. Unter dem Laufboden ist auch noch eine Welle vom Windstandartanzeiger der alten Balganlage vorhanden.
Der Spieltisch steht seitlich. Rätselhaft ist ein offenes Loch im Registerbrett in Höhe der Registerzüge. Zuletzt war hier eine Motorkontrollleuchte angebracht.
Alle Trakturen, Mechanikteile und Abstrakten sind überwiegend aus Holz hergestellt. Auch die mechanik der Kollektivzüge besteht außer einige Metallstiften überwiegend aus Holz. In der Windlade bestehen die Abdichtungen der Ventilabzüge aus durchgehenden Lederbahnen mit kleinen Pulpetensäckchen.
Die Restaurierung
Als Peter van den Heuvel 2007 zum ersten Mal diese Voltmann-Orgel besichtigte, war eine Restaurierung nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten entsprechend dem Zustand des Umbaues von 1884 durch Voltmann wünchenswert.
Nach dem Ausbau in Juli 2012 wurden alle Teile von Grund auf in den Werkstätten in Dordrecht (Niederlände) restauriert:
Die Klaviaturen waren besonders in der Mittellage stark ausgespielt. Alle Führungen wurden erneut. Unschöne Gebrauchsspuren wurden restauriert und jetzt sieht alles wieder aus wie neu.
Die Windladen sind die Herzstücke der Orgel. Risse wurden mit der Säge weiter aufgemacht, anschließend mit Eichenholz und Hautleim neu verleimt. Alle Leder wurde neu. Auch Führungsstifte mussten erneut werden: sie waren derart verrostet, dass eine Entrostung nur von kurzem erfolg gewesen wäre. Die Lederpulpeten der Windlade waren undicht. Erneuerung erfolgte streng nach historischem Vorbild. Das Schleifendichtungssystem mit einem Lederbett wurde ganz abgenommen, die spanischen Reitern auf der Stockunterseite wurde belassen, Schleifen und weitere Konstruktionen ganz restauriert und optimiert.
Weiter wurden der Trakturen überarbeitet: unstabiele Anschlußverbindungen wurden verbessert oder im Stil Voltmann erneut.
Die Originaldisposition 1884 wurde von Van den Heuvel-Orgelbau 2012, unter Beratung von OSV Reinhold Schneck aus Wittlich, rekonstruiert. Alle Holz- und Metalpfeifen wurden im Stil restauriert. Obwohl die Orgel in St. Josef unverändert erschien, sind in ihrem 126-jährigen 'Leben' immer wieder Veränderungen am Pfeifenwerk vorgenommen worden. Ein Teil der Pfeifen wurden in den 20-er Jahren durch neue ersetzt. Weitere Veränderungen am Pfeifenwerk haben platz gefunden um 1935 und 1980.
Bei der Restaurierungs- und Rekonstruktionsarbeiten wurde die historische Substanz mit besonderer Rucksicht behandelt.
Alle originale Quinte 3' Pfeifen sind wieder benutzt und ab c2 wurden neue Pfeifen, im Stil und Mensur von Voltmann, mit Spitzlabium, angefertigt. Sieben originale Pfeifen des Registers Octav 4' sind wieder zurück auf der Windlade gestellt, ab G sind neue Pfeifen mit Spitzlabium angefertigt. Bei der Intonation wurde besonderes Augenmerk auf die Harmonisierung der Register untereinander gelegt. Wichtig dabei sind die klangliche Proportionsverhältnisse über den Klaviaturverlauf und die klangliche Veränderungen vom Baß bis zum Diskant.
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Die Orgel in St. Josef Filzen ist ein schönes wohlklingendes Instrument.